Krebs besiegt, Herz gesund

| Strahlentherapie 

Eine neue Studie des Krebsforschungszentrums zeigt: Moderne Strahlentherapie ist weitgehend ohne Risiken. Die Klinikum Bayreuth GmbH ist dabei ein Vorreiter.

Den Krebs besiegt, aber das Herz geschädigt? Nein – das stimmt nicht. Dies stellt die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie in einer gerade veröffentlichten Studie fest. Krebstherapie mit Strahlen geht nicht zu Lasten der Herzgesundheit. Grund dafür: Die Tumorbehandlung wird immer präziser, immer schonender und immer individueller. Wie schonend, das macht die Klinik für Strahlentherapie der Klinikum Bayreuth GmbH vor.

Kein Weg zu weit

Katja Schmitz ist 49 Jahre alt. Sie hat Brustkrebs. Die Chemo liegt hinter ihr. Jetzt hat sie 28 Termine in der Strahlentherapie der Klinikum Bayreuth GmbH. Für sie bedeutet das: Jeden Tag 70 Kilometer mit dem Auto. „Im Vergleich zu dem, was ich hier bekomme, ist das ein Klacks“, sagt sie.Kleinste Bewegungen erfasstIn der Klinik für Strahlentherapie der Klinikum Bayreuth GmbH setzen Experten modernste Technologie ein. Die hilft bei Katja Schmitz und vielen anderen Brustkrebspatientinnen, eine Belastung des Herzens durch Strahlen zu vermeiden. Neben den Linearbeschleunigern der neuesten Generation und speziellen Zielvorrichtungen für Hochpräzisionsbestrahlung kommt hier im Klinikum ein Licht-Scannerssystem zum Einsatz. Dieser Scanner, der die Körperoberfläche überwacht, reagiert während der Bestrahlung sofort auf kleinste Bewegungen des Patienten. Schaltet aus, wenn empfindliche Organe getroffen werden könnten. Schaltet an, wenn der Tumor getroffen wird.

„Ich fühle mich sicher“

Dies nutzen Ärzte, um Bestrahlungen im Brustkorbbereich nur während ganz bestimmter Atemphasen durchzuführen, wodurch sich die Belastung der mit der Atmung beweglichen inneren Organe sinkt und die Präzision der Behandlung steigt. So ist das auch bei Katja Schmitz, ihre Ärztin hat ihr die Klinikum Bayreuth GmbH ausdrücklich für die Bestrahlungen empfohlen. „Ich fühle mich sicher“, sagt sie. Nicht nur wegen der modernen Technik. „Die Menschen hier kümmern sich wunderbar um ihre Patienten.“ Auch und gerade das nimmt ihr die Angst vor den Strahlen.

Einatmen – die Bestrahlung läuft

Bevor Patientinnen und Patienten im Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe bestrahlt werden, werden sie erst einmal vermessen. Ein Computertomograph zeichnet die Körperstrukturen auf. Gleichzeitig erkennt der Oberflächenscanner auch die kleinste Bewegung. Somit wissen die Ärzte zu jedem Zeitpunkt der Atmung, wo sich der Tumor und wo sich die empfindlichen Organe befinden. Diese Daten werden am Bestrahlungsgerät genutzt – und der Bestrahlungsbeschleuniger setzt nur ein, wenn kein anderes Organ geschädigt wird. Wenn Katja Schmitz einatmet, entfernt sich das Herz von der Brust und die Brust hebt sich. Die Bestrahlung läuft.

Wirksam und schonend

Wie wirksam und schonend moderne Strahlentherapie ist, ist jetzt auch wissenschaftlich belegt. Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums haben Daten von fast 350.000 Brustkrebspatientinnen, die wie Katja Schmitz mit Strahlen- und Chemotherapie behandelt wurden, über einen Zeitraum von elf Jahren ausgewertet. Was sie herausgefunden haben: Die auf das Herz zurückzuführende Sterblichkeitsrate dieser Gruppe lag nicht über der der Gesamtbevölkerung. Im Gegenteil, sie lag sogar leicht darunter. „Damit“, sagen die beiden Bayreuther Chefärzte Privatdozent Dr. Jochen Willner und Prof. Dr. Ludwig Keilholz, „können wir nun zeigen, dass durch wissenschaftliche Forschung und technologischen Fortschritt die Schäden, die Strahlen bei der Krebsbehandlung an gesunden Organen anrichten können, in vielen Fällen weitgehend vermieden werden können.“

Patienten arbeiten mit

„Wann immer wir einen Vorteil für den Patienten sehen, setzen wir diese Technik ein“, sagt Keilholz. Und Vorteile ergeben sich in  vielen Fällen. „Unsere Patienten werden älter“,   sagt Willner. Sie sind nicht selten durch andere Krankheiten vorbelastet oder haben eine aggressive Chemotherapie hinter sich. „Das Letzte, was sie brauchen, wäre ein vermeidbarer Strahlenschaden.“ Patienten nehmen das System sehr gut an. „Sie wissen worum es geht und arbeiten gerne mit, wenn es darum geht die Behandlung schonender zu gestalten“, berichtet die leitende Medizinsch-technische Radiologieassistentin Ulrike Engelsing.

Bessere Prognose mit Strahlen

Übrigens, Strahlen wirken über die akute Behandlung hinaus nach. „Die Perspektive, dass der Brustkrebs nicht wiederkommt, ist nach einer Strahlentherapie mindestens 15 Prozent besser“, sagen Willner und Keilholz. Bei manchen Prostata- oder Kehlkopftumoren bleibt Patienten sogar eine Operation komplett erspart. Und Bestrahlung vor der Operation halbiert für Patienten mit fortgeschrittenem Enddarmkrebs das Risiko, erneut zu erkranken.

INFO: Die Klinikum Bayreuth GmbH war die erste deutsche Klinik, die das Licht-Scannersystem in ihren Routinebetrieb integriert hat. „Das hat die Bayreuther Strahlentherapie zum Vorzeigeobjekt sowohl national als auch international gemacht“, sagt der Leitende Medizinphysikexperte Mathias Dierl. Er hat die Installation initiiert und überwacht und schon vielen in- und ausländischen Kollegen die Vorteile des Systems demonstriert.

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Am Modell lässt es sich zeigen: Ein Scanner beobachtet die Körperoberfläche der Patentin genau. Und aktiviert die Strahlung nur, wenn empfindliche Organe nicht geschädigt werden.