Generalistik: Bayreuther Pflegeschulen arbeiten zusammen

| Pflege 

Die Ausbildung junger Menschen wird vielfältiger. Darauf stellen sich die ausbildenden Insitutionen ein.

Pflege findet nicht nur im Krankenhaus statt. Und auch nicht nur in Senioren-Einrichtungen. Das neue Pflegeberufegesetz, das die Ausbildung junger Leute in der Pflege auf eine breitere Basis stellt, bringt Veränderungen mit sich, denen sich vier Bayreuther Pflegeschulen künftig gemeinsam stellen. 

 

Katja Bittner, Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, Alexander Mohr, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, Ronald Schröppel, Leiter des bfz Bayreuth, und der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Markus Ruckdeschel, haben heute im Klinikum einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Diese vier Partner ermöglichen damit ihren Auszubildenden, die unterschiedlichen Bereiche der Pflege während ihrer Ausbildung kennenzulernen – ganz so, wie das neue Gesetz es will. Und sie sind offen für weitere Pflegeeinrichtungen, die ausbilden und den gesetzlichen Neuregelungen gerecht werden wollen.

 

Drei Jahre dauert die Ausbildung zur examinierten Pflegekraft. Und mit Beginn des nächsten Ausbildungsjahres gilt die Generalistik. Das bedeutet: Jede und jeder Auszubildende soll nach seinem Abschluss die Qualifikation haben, in jedem Pflegebereich arbeiten zu können. Egal ob in der Akut- oder Langzeitpflege, in der Alten- oder Kinderkrankenpflege. Deshalb sieht das neue Pflegeberufegesetz vor, dass Auszubildende während der ersten beiden Jahre in Einrichtungen all dieser Sparten einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren.

 

„Nachwuchs zu gewinnen, ist für uns alle eine Zukunftsaufgabe von herausragender Bedeutung“, sagt Alexander Mohr, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, und stimmt darin mit den Geschäftsführungen des BRK-Kreisverbandes, des bfz Bayreuth und der GEBO überein. „Deshalb begrüßen wir es, dass der Gesetzgeber mit dem Pflegeberufegesetz einen Anlauf zur Attraktivtätssteigerung der Pflege nimmt und jungen Menschen ein breiteres Spektrum an Beschäftigungs- und Karrierechancen nach ihrem Abschluss eröffnen möchte.“ Bereits vor einem guten Jahr haben sich deshalb die Pflegeschulen in Bayreuth zur Arbeitsgemeinschaft Bayreuther Pflegeschulen zusammengeschlossen.

 

Erstes handfestes Ergebnis: Alle Pflegeschulen haben ihre Phasen in der Ausbildung (Praxis, Theorie, Urlaub) angeglichen. Damit wird es möglich, etwa 600 Auszubildende – so viele bilden alle vier Schulen in Summe aus - in die verschiedenen Einrichtungen zu bringen. Zweites konkretes Ergebnis: Am Klinikum ist eine Stelle für die Koordination der Praxiseinsätze der Auszubildenden entstanden. Christine Seeber kümmert sich darum, die Kontingente der Schülerinnen und Schüler aus den verschiedenen Einrichtungen so zu koordinieren und zu steuern, dass die gesetzlich vorgegebenen Einsätze realisiert werden.

 

Darüber hinaus ist sie Netzwerkerin. Durch das Gesetz stehen Kliniken und alle ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen jetzt vor der Aufgabe, miteinander zu kooperieren. „Da ist gegenseitiges Vertrauen eine Grundvoraussetzung“, sagt die Praxiskoordinatorin. Wichtig dabei: Christine Seeber ist für alle Partner der Arbeitsgemeinschaft Bayreuther Pflegeschulen da. Und sie ist auch Ansprechpartnerin für Einrichtungen, die Träger der praktischen Ausbildung sind und ihre Auszubildenden bislang für die Theorie an die Berufsfachschulen entsendet haben. „Unsere Arbeitsgemeinschaft kann gerade auch diesen Einrichtungen helfen“, sagen Stefan Höfer, Gesamtschulleitung der Klinikum Bayreuth GmbH, BRK-Schulleiter Nico Gottsmann, Thomas Kirpal, Schulleiter der Pflegeschule am Bezirkskrankenhaus Bayreuth, und bfz-Schulleiterin Christine Schmelzer. „Um alle Ausbildungsbereiche der Generalistik abzudecken, müssten sie gleich mit mehreren Institutionen Einzelverträge abschließen und selbst dafür sorgen, dass die Auszubildenden alle vorgeschriebenen Einsätze durchlaufen. Wir bündeln das unter dem Dach der AG und ersparen diesen Träger der praktischen Ausbildung damit viel Arbeit.“

 

In Zusammenarbeit mit allen teilnehmenden Einrichtungen koordiniert Christine Seeber künftig die Einsätze. Übrigens: Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass sich Ausbildung nicht mehr lohnt. Weil die Auszubildenden ja ständig in anderen Einrichtungen und nicht mehr im eigenen Haus beschäftigt seien. „Wer Auszubildende entsendet, bekommt im gleichen Umfang Auszubildende aus anderen Einrichtungen“, sagt Stefan Höfer „Das zu vermitteln ist eine wichtige Aufgabe der Praxiskoordination. Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Ausbildungsplatz zu verlieren.“

 

Der jetzt geschlossene Kooperationsvertrag ist ein Meilenstein, aber beileibe nicht das Ende der Annäherung. Ein weiterer Vertrag wird folgen, der alle Einrichtungen untereinander verbindet. Kliniken, Altenheime und die ambulante Pflege. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Angela Dzyck, Pflegedirektorin der Klinikum Bayreuth GmbH „Und schon jetzt können wir feststellen, dass wir in Bayreuth bei der Umsetzung der Generalistik weit vorne liegen und damit eine qualitativ hochwertige Pflege für Bayreuth und die Region sicherstellen. Wir haben es geschafft, vier Schulen zusammenzuführen und arbeiten jetzt daran, möglichst alle ausbildenden Einrichtungen zu gewinnen.“ Kein Wunder also, dass die AG Bayreuther Pflegeschulen als Leuchtturmprojekt in Bayern gilt.

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Nach den Unterschriften unter dem Kooperationsvertrag gab es eine Torte: Katja Bittner, Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken, bfz-Geschäftsführer Ronald Schröppel, Alexander Mohr, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, und Markus Ruckdeschel, Kreisgeschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, brachten gestern die Kooperation der Pflegeschulen auf den Weg.