Krankenhauskeime: Was die Klinikum Bayreuth GmbH dagegen tut

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Bayreuth. In Europa sterben laut einer neuen Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hochgerechnet mehr als 90.000 Patienten pro Jahr an Krankenhausinfektionen. Die Forscher gehen von europaweit mehr als 2,5 Millionen Infektionen aus, die sich Patienten in einer Klinik zuzogen. Dr. Andrea Hauschild, Krankenhaushygienikerin der Klinikum Bayreuth GmbH und Fachärztin für Innere Medizin, und Dr. Sven Schimanski, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie, erklären, was das Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe gegen die Ausbreitung von Krankenhauskeimen tut.

Wie groß die Gefahr ist, sich als Patient im Krankenhaus eine Infektion zu holen? „Man kann es nicht in jedem Fall verhindern. Aber das Risiko ist kalkulierbar“, sagt  Hauschild. „Gerade weil in den Krankenhäusern viel für die Hygiene getan wird.“ Die Klinikum Bayreuth GmbH tut nach Angaben der Krankenhaushygienikerin mehr als viele andere Kliniken in Deutschland, um der Ausbreitung von Krankenhauskeimen entgegenzutreten. „Dazu gehört es, dass wir alle Patienten, die zu einem definierten Risikoklientel für multiresistente Erreger gehören, bei der Aufnahme über die Notaufnahme oder auf den Stationen auf mögliche Kolonisation mit Keimen untersuchen.“ Patienten, die aus Senioreneinrichtungen kommen oder Reisen in besonders gefährdete Länder unternommen haben, gehören zum Beispiel zu diesem Risikoklientel.

Schnelle Analyse

Diese Analysen finden rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche mit Hilfe eines schnellen molekularen Verfahrens im Institut für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie der Klinikum Bayreuth GmbH statt, „In den allermeisten Fällen haben wir eine bis zwei Stunden nach Laboreingang das Ergebnis, ob ein Patient tatsächlich Träger eines multiresistenten Keims ist“, sagt Chefarzt Dr. Sven Schimanski. Damit ist die Klinikum Bayreuth GmbH schneller als viele andere Krankenhäuser – und es ist wichtig, sagt Schimanski: „Wir wollen einen Patienten ja auch nicht unnötig isolieren.“

Führt eine solche Untersuchung zur Erkenntnis, dass der Patient tatsächlich Keimträger ist oder liegen nach vorangegangenen Krankenhausaufenthalten entsprechende Informationen vor, sorgen die Ärzte und Pflegefachkräfte dafür, dass er keinen direkten Kontakt zu anderen Patienten hat. Durchschnittlich halten sich zeitgleich etwa 50 Patienten im Klinikum auf, bei denen das Aufnahme-Screening Keime nachgewiesen hat und die nach den Vorgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert-Koch-Instituts isoliert werden.

Klare Vorgaben

Für die Mitarbeiter der Klinikum Bayreuth GmbH, die unmittelbaren Kontakt zu Patienten haben, gelten klare Hygiene-Vorgaben. Dazu gehört eine strikte Kleiderordnung mit Einsatz von Schutzkleidung genauso wie eine strenge Einhaltung der Basis- und Händehygiene. Vor dem Patientenkontakt, vor einer aspetischen Tätigkeit, nach Kontakt mit möglicherweise infektiösem Material, nach einem Patientenkontakt oder Kontakt mit der direkten Umgebung des Patienten ist eine 30-sekündige hygienische Händedesinfektion erforderlich.

Ergebnisse der Studie


Die ECDC-Forscher hatten für ihre Studie nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa sechs häufige Krankenhausinfektionen analysiert und sich dabei auch auf Daten des Nationalen Referenzzentrums zur Überwachung von Krankenhausinfektionen an der Berliner Charité  gestützt. Dessen Direktorin Petra Gastmeier schätzt die Zahl der Krankenhausinfektionen in Deutschland pro Jahr auf rund 500.000. Ein Drittel der Krankenhausinfektionen gilt als vermeidbar - zum Beispiel durch bessere Hygiene.


In Deutschland bekommen rund 3,5 Prozent der Patienten auf Allgemeinstationen eine Krankenhausinfektion, 15 Prozent auf Intensivstationen. Die Zahlen werden sich nach Meinung Gastmeiers künftig kaum ändern. Zwar hätten viele Kliniken die Händehygiene verbessert und es gebe mehr geschultes Personal. Doch die Patienten werden immer älter und kränker und damit noch anfälliger für Infektionen. Und: Durch Schlüsselloch-Chirurgie ist das Infektionsrisiko heute bei Operationen zwar geringer als früher. Doch auf der anderen Seite steige die Zahl der invasiven Maßnahmen insgesamt an.

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Dr. Andrea Hauschild sagt: "Das Risiko ist kalkulierbar."