Grippe: Die Welle rollt an

| Laboratoriumsmedizin 

Jetzt sind es keine Einzelfälle mehr. Jetzt legt die Klinikum Bayreuth GmbH Patienten auf einer Influenza-Station zusammen. Die Grippe-Welle rollt an. Dr. Sven Schimanski, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie der Klinikum Bayreuth GmbH, erklärt, was Sie jetzt wissen müssen.

Der aktuelle Stand: In dieser Influenza-Saison haben sich bislang insgesamt 21 Patienten stationär im Klinikum Bayreuth behandeln lassen müssen. „Die ersten Einzelfälle sind im Dezember aufgetreten“, sagt Dr.Schimanski  . Aktuell kümmern sich Ärzte und Pflegekräfte um zehn Influenza-Patienten – sieben Erwachsene und drei Kindern. Ein Kind hat eine Infektion mit dem RS-Virus. Der RS-Virus ist gerade für Kinder unter einem Jahr gefährlich und kann zu einem schweren Krankheitsverlauf führen.

Die Prognose: „Die Welle rollt gerade so richtig an“, sagt Dr. Schimanski. In der vergangenen Saison hat die Klinikum Bayreuth GmbH mehr als 400 Patientinnen und Patienten, die an Grippe erkrankt waren, behandelt. „Das war im Vergleich zum Vorjahr glatt eine Verdoppelung der Patientenzahl. Auf eine solche Dimension stellen wir uns auch für diese Saison ein.“ Ein Indiz dafür ist der Verlauf der Grippeerkrankungen auf der Südhalbkugel der Erde. Die hohe Zahl der Erkrankungen dort deutet auf eine heiße Grippe-Saison auch in Europa und Deutschland hin.

Die Besonderheit: Normal ist, dass der Typ A des Influenzavirus häufiger vorkommt als der Typ B. In dieser Saison ist es bislang umgekehrt, sagt Dr. Schimanski. Ob das wirklich eine gute Nachricht ist, bleibt abzuwarten. Zwar verläuft im Mittel aller Patienten eine Grippe vom Typ B etwas milder. „Aber das ist eben nur der Durchschnitt über alle Patienten hinweg. Das muss für den Einzelnen nicht zutreffen“, so der Chefarzt. Und: Im Klinikum werden vor allem Patienten stationär behandelt, die schwer erkrankt sind. Dass vergleichsweise viele den Typ B aufweisen, kann laut Dr. Schimanski darauf hinweisen, dass Erkrankungen mit diesem Typ in der aktuellen Saison doch häufiger schwerer verlaufen.

Was das Klinikum tut: Um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten, werden Grippe-Patienten auf einer Station zusammengeführt. Experten nennen das „kohortieren“. Am Anfang steht die Diagnose. Ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum des Patienten Aufschluss, welcher Erreger sich breitgemacht hat. Der Nachweis kommt binnen einer Stunde aus dem Labor. Ist er positiv, ziehen die Mitarbeiter der Krankenhaushygiene Konsequenzen: „Der Plan sieht vor, dass bis zu drei Patienten in Einzelzimmern isoliert fachspezifisch auf der zuständigen Station behandelt werden. Ab vier Patienten wird auf einer ernannten Grippestation in Kohorten isoliert“, erklärt Anke Jungwirth, kommissarisch leitende Hygienefachkraft. Das heißt: Patienten mit identischen Erregern teilen sich ein Zimmer. Für Personal und Besucher sind Kittel und Maske ebenso Pflicht wie eine gewissenhaft durchgeführte Händedesinfektion. „Sie reduziert Keime um das 100 000-Fache“, sagt Jungwirth. Außerdem gilt: „Je weniger Menschen, desto geringer die Ansteckungsgefahr.“ Der Besuch sollte sich auf vier Personen am Tag beschränken, maximal zwei zur gleichen Zeit, keine Kinder unter 12 Jahren. Das Pflegepersonal ist geschult und kennt die Anweisungen. Ebenso die Reinigungskräfte, die nun neben der routinemäßigen Reinigung am Nachmittag noch einmal alle Kontaktflächen desinfizieren. Wenn die Patientenzahlen steigen, ist Platz oft Mangelware. Um flexibel reagieren zu können, wird immer ein Zimmer für Neuzugänge frei gehalten.

Was man immer noch tun kann: „Sich impfen lassen“, sagt Dr. Schimanski. „Das ist immer noch ausgesprochen sinnvoll, denn die Welle rollt ja gerade erst an.“

Eine wichtige Frage: Ist es noch eine banale Erkältung oder schon eine schwere Bronchitis oder Lungenentzündung? „Das stellt in der Regel der Haus- oder Kinderarzt fest“, sagt Dr. Schimanski. „Bei hohem Fieber über 39 Grad oder wenn die Symptome länger als ein paar Tage andauern bzw. nach einer vorübergehenden Besserung wieder heftiger werden, überhaupt wenn man sich richtig krank fühlt, würde ich raten, zum Arzt zu gehen.“ Patienten mit Vorerkrankungen rät der Mediziner, die Symptome möglichst frühzeitig abklären zu lassen.

Was gegen Grippe hilft: Bei einem sonst gesunden Patienten reichen in der Regel fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente aus. „Ausreichend trinken, Ruhe und Schonung gehören natürlich auch dazu“, sagt Dr. Schimanski. Bei schweren Infektionen und bei Patienten mit Vorerkrankungen kommen häufiger antivirale Medikamente zum Einsatz.

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Die Grippe-Welle rollt an und Ärzte und Pflegekräfte müssen sich vor Ansteckung schützen. Was jetzt wichtig ist, erklärt Chefarzt Dr. Sven Schimanski (rechts).