Das Jahr wird spannend

Unsere beiden Geschäftsführer, Alexander Mohr und Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab, skizzieren, was 2023 für die Klinikum Bayreuth GmbH auf der Agenda steht. Es war ein offenes, ein vertrauensvolles Gespräch. Die Fragen stellte der stellvertretende Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers, Otto Lapp. Alexander Mohr und Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab nahmen Stellung zu den großen Themen: Medizincampus, Bauen und wirtschaftliche Situation.

Der Medizin-Campus Oberfranken (MCO) läuft gut – nach anfänglich atmosphärischen Störungen haben sich die Partner offenbar gefunden.

Raab: Die Ausbildung der Studierenden war von Anfang an gut. Sie sind sehr zufrieden und bestätigen mir das immer wieder. Es gab lediglich ein paar Dinge, die sich zwischen den institutionellen Partnern einspielen mussten.

Atmosphärische Störungen?

Mohr: Dass sich manches einspielen muss, ist völlig normal bei einem Modellprojekt und drei Beteiligten, den Universitäten Erlangen und Bayreuth sowie der Klinikum Bayreuth GmbH. Das bedeutet Veränderungen für die Institutionen. Der MCO ist ein Meilenstein, der uns und die Stadt verändert.

Raab: Eine Metamorphose, tatsächlich eine neue Ära für die Klinikum Bayreuth GmbH und die ganze Stadt.

Und etwas, das eine Übernahme durch einen privaten Klinik-Betreiber schwerer macht?

Raab: Komplexer. Derzeit ist das aber gar kein Thema, keiner will das.

Mohr: Insgesamt ergeben sich epochale Veränderungen in der deutschen Krankenhaus-Struktur, es gibt neue Signale aus der Politik. Die privaten Betreiber sehen, dass die Gewinn-Margen sinken. Und die Akquise-Tätigkeiten der Krankenhaus-Konzerne haben insgesamt nachgelassen.

Der MCO läuft, aber es wird langsam eng für die Studierenden. Ein Haus reicht bald nicht mehr aus.

Raab: Ja, wir brauchen mit der wachsenden Zahl der Studierenden mehr Platz für die Lehre. Das ist ein Thema, das bei der Universität Erlangen liegt. Wir sind darüber in Gesprächen.

Wohin aber bauen, es ist ja kaum noch Platz am Klinikum?

Raab: Wir reden nicht über die endgültige Lösung, sondern über eine Interimslösung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel einen Bau auf dem Gelände, der vermietet wird. Räume andernorts anzumieten, ist ebenfalls denkbar, allerdings nicht für die Lehre, die muss in unmittelbarer Nähe der Klinik stattfinden. Vielleicht aber für bestimmte Verwaltungsbereiche, das wird noch geklärt.

Zu sagen, dass auf dem Parkplatz gebaut wird, dazu werde ich Sie nicht kriegen?

Raab: Nein.

Und wie geht es mit dem Aus-, Um- oder Neubau des Klinikums weiter?

Raab: Da haben wir große Fortschritte gemacht. Als Voraussetzung haben wir ein Medizin-Strategie-Konzept entwickelt. Dies hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Diese Strategie ist die Basis dafür, wie es hier in zehn Jahren aussehen soll.  Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ist daraus ein Bettenbedarfsplan entstanden. Der nächste Schritt ist die Erstellung eines Funktions- und Raumplans und anschließend die bauliche Erneuerung.

Neubau?

Raab: Es bleibt bei den beiden Standorten Klinikum und Hohe Warte. Jetzt wird ein Funktions- und Raumplan erstellt, berechnet nach Bettenzahl und Größe der einzelnen Kliniken. Dieser legt fest, wie viele Räume wir brauchen und wie groß sie sein sollen. Da helfen Berater, das dauert etwa drei Monate. Und danach prüft das Ministerium nochmals alle Details.

Mohr: Bei dieser Prüfung geht es auch um die förderfähigen Flächen und damit um die konkrete Finanzierung.

Raab: Der nächste Schritt ist Mitte des Jahres der entscheidende. Dann wird geklärt: Ist das bisherige Klinikum-Gebäude am Roten Hügel sanierbar oder kommt doch ein abschnittsweiser Neubau oder ein kompletter Neubau? Die drei Varianten wergen verglichen.

Es sind dann 80 Betten weniger in der Hohen Warte.

Raab: Auch wenn es eine Verschiebung geben wird, bleibt die Bettenzahl der Klinikum Bayreuth GmbH auf beide Standorte bezogen in etwa gleich. Auf den so verfügbaren Flächen lassen sich dann andere medizinische Bereiche ansiedeln. Wichtig aber ist: Die Notfälle sollen an einem Standort, nämlich am Klinikum, behandelt werden.

Mohr: Damit wir zu den Clubs der großen Häuser gehören, die künftig die höchste Vorhaltevergütung bekommen sollen, ist es sinnvoll, die Notfallversorgung an einem Standort zu konzentrieren.

Im nächsten Jahr dürfte das Defizit weiter im zweistelligen Millionenbereich steigen.

Mohr: Wir müssen mit viele unabwägbare Faktoren und Annahmen umgehen. Die großen Zahlen entstehen durch die Folgen der Pandemie und die Inflation. Wenn die Rahmenbedingungen so weiter bestehen würden, würde ein Defizit in dieser Größenordnung drohen. Abgemildert würde dies durch die sechs Milliarden Euro, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für die Krankenhäuser in Aussicht gestellt hat. Bezogen auf unsere Bettenzahl würde sich rechnerisch ein Anteil von etwa zwölf Millionen Euro für die Klinikum Bayreuth GmbH ergeben.

Man weiß schon jetzt, das 2023-Minus wird gewaltig. Was tun Sie dagegen?

Mohr: Wir haben Maßnahmen ergriffen, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Wesentlich dabei ist, unsere Leistungsfähigkeit zu erhalten. Noch können wir nach der Corona-Pandemie die Kapazitäten nicht so auslasten wie zuvor. Dies ist aber ein wesentlicher Baustein, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Wir haben die Zahl unserer Mitarbeitenden erhöht.

Aber auch OP-Säle sind zu.

Raab: In diesem Bereich haben wir einen Aufwuchs an Stellen, in der Pflege und in der Anästhesie. Wir denken, dass wir damit zu einer wirtschaftlichen Verbesserung beitragen können. Wegen Corona sind Betten blockiert. Überdies ist es nicht einfach, Patientinnen und Patienten in Pflegeheime oder Reha-Einrichtungen zu verlegen. Hier hoffen wir, dass sich die endemische Lage bessert.

Mohr: Wir besinnen uns auf die Kern-Themen. Wir bilden aus und intensivieren die Qualifizierung unserer Mitarbeitenden. Wir kürzen nicht in die Krise rein, wir wollen weiter ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wir haben die Fachkräfte gehalten und deren Zahl sogar ausgeweitet.

Raab: Und der Zuwachs an Mitarbeitenden zeigt ja auch, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind.