Ein Ort für Sternenkinder

Erstellt von Frank Schmälzle, Leiter Unternehmenskommunikation |

Die Begräbnisstätte für Sternenkinder besteht seit 20 Jahren.

Exakt zwei Jahrzehnte ist es her. Vor 20 Jahren, an einem Mittwoch vor dem ersten Advent, hat das erste Sammelbegräbnis für Sternenkinder auf dem Bayreuther Stadtfriedhof stattgefunden. Viele weitere folgten. Jetzt zum Jahrestag fand eine Andacht in der Gottesackerkirche statt. Und eine Rückschau auf eine besondere Initiative.


Besonders, weil viele über ihren Schatten gesprungen sind. Weil viele sich beteiligten, ohne nach Lohn zu fragen. „Damals, Anfang der 2000er Jahre, sind in Bayern Initiativen von Sternenkinder-Eltern entstanden“, sagt Johannes Neugebauer, evangelischer Krankenhausseelsorger am Klinikum Bayreuth. Diese Paare wollten sich nicht länger damit abfinden, dass ihre toten Kinder kein würdiges Begräbnis bekommen sollten, dass sie nicht Abschied nehmen konnten. Denn verstorbene Kinder unter 500 Gramm mussten damals nicht beigesetzt werden.


Es gab keine gesetzliche Grundlage für eine solche initiative. Dass es in Bayreuth trotzdem lief, dafür hatten sich allen voran Pfarrer Wolfgang Kobilcke und Diakon Franz-Josef Reck engagiert. Sie haben viel erreicht: Am Klinikum Bayreuth werden Sternenkinder sorgsam verwahrt. Die Evangelische Friedhofsverwaltung stellte und stellt einen Begräbnisplatz zur Verfügung. Die beiden Gärtnereien Kühnlein und Leppert stiften den Blumenschmuck. Und die drei Bayreuther Bestattungsunternehmen Dannreuther, Himml und Pietät führen die Begräbnis durch – pro bono, seit 20 Jahren. „Erst einige Zeit später wurde das Bestattungsgesetz geändert“, sagt Pastoralreferentin Barbara Maier-Schäfer, die der katholischen Krankenhausseelsorge am Klinikum angehört. Seither gilt für Sternekinder mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm, dass sie beigesetzt werden müssen. Etwa hundert Sternenkinder sind es, die alljährlich in Bayreuth bestattet werden.


Aus Kleinem ist Großes entstanden, sagt Alexander Christ, Inhaber des Bestattungsinstituts Himml. Er hat das Projekt von der Idee bis zur Umsetzung begleitet, engagiert sich heute noch dafür. „Alle Beteiligten haben in den Anfangstagen die Augen und Ohren aufgemacht“, sagt Christ. „Die Bestürzung und das Leid der Eltern und Angehörigen waren offenkundig. Ich bin dankbar dafür, dass wir heute auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurückschauen und sagen können: Es gibt einen Ort des Abschiednehmens und des Trauerns für diejenigen, die ein Sternenkind haben.“


Mit der Begräbnisstätte und mit den zweimal im Jahr stattfindenden Trauerfeiern wird die Trauer der Eltern ernst genommen und ihr Raum gegeben, sagen auch Maier-Schäfer und Neugebauer. Und es wird deutlich, wie wichtig ein Abschied in Würde, ein Ort zum Trauern sind. In Gesprächen gerade mit älteren Menschen hören die Krankenhausseelsorger immer wieder von Familien, die noch heute um ein Sternenkind trauern. Damals gab es keine Grabstätte und keinen Abschied, den sie sich so sehr gewünscht hätten.


Seit 20 Jahren ist das anders.

Info: Die Initiative verwaister Eltern hat in der Kapelle des Klinikums einen Schmetterlingsbriefkasten anegbracht. Menschen, die um ein Kind trauern, können hier Briefe einwerfen. Die Briefe werden mit den Sternenkindern bestattet.

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