Herzklappenersatz ohne offene Herzoperation jetzt am Klinikum

Der Aortenklappenersatz ohne Operation am offenen Herzen ist eines der modernsten Verfahren in Oberfranken, um nun auch Patienten zu behandeln für die eine Herzoperation zu gefährlich wäre.

Der perkutane Aortenklappenersatz ist ein neues Verfahren zur Behandlung verengter Herzklappen ohne Herz-Operation und ohne Eröffnung des Brustkorbes. Diese neue Methode wird seit Ende 2009 in der Klinik für Kardiologie der Klinikum Bayreuth GmbH, unter der Leitung von Professor Dr. Martin Höher, angewendet. Die Zertifizierung ist erreicht und seit Januar ist das Verfahren auch von den Kassen zugelassen.

Herzklappen gehören zu den mechanisch am meisten beanspruchten Teilen des Herzens. Die Klappen verschleißen zwar nicht, aber im Laufe der Jahre kommt es zu Verkalkungen und Verhärtungen mit Verengungen und Undichtigkeiten. Am häufigsten findet sich dies an der Aortenklappe, der Ausgangsklappe der linken Herzkammer. Reduziert sich diese Klappenöffnung auf unter einen Quadratzentimeter spricht man von einer hochgradigen Verengung der Herzklappe, einer Aortenklappenstenose. Die wesentlichen Risikofaktoren sind ein hohes Lebensalter, hoher Blutdruck und Gefäßverkalkungen. Symptome der Aortenklappenstenose sind Luftnot bei Belastung, Wassereinlagerung in Lunge und Beinen sowie plötzliche Bewusstlosigkeiten. Ist es bereits einmal zu einer solchen Dekomplikationen gekommen, muss dringlich therapiert werden. Ohne Therapie verstirbt die Hälfte der Patienten innerhalb eines Jahres.

Die klassische Therapie der Aortenklappenstenose ist der Aortenklappenersatz. Das herzchirurgische Verfahren ist weltweit etabliert und wird auch am Klinikum Bayreuth in der Klinik für Herzchirurgie, unter der Leitung von Dr. Norbert Friedel, in allen Varianten mit großer Routine durchgeführt. Nach erfolgreicher Klappenersatz-Operation hat der Patient wieder eine normale Lebenserwartung.

Der Traum der Kardiologen war es schon lange, solche Klappen ohne Herz-Operation mittels Herzkatheter einzuführen. Insbesondere bei älteren Patienten über 80 Jahren ist die Herz-Operation wegen Nebenerkrankungen sehr riskant. Für solche Patienten bietet der perkutane Aortenklappenersatz jetzt eine schonendere Alternative. Hierbei wird die verengte Aortenklappe zuerst mit einem großen 20 bis 25 Millimeter dicken Ballon „aufgesprengt". Danach wird über die Leistenarterie ein großer Klappenstent mit einer innen montierten Schweine-Bioprothese in die alte Klappe implantiert. Anders als bei den Stents für die Herzkranzgefäße, die mit einem Ballon in die Wand gedrückt werden, handelt es sich um einen selbstexpandierenden Stent aus Nitinol, einem speziellen Metall, dass im kalten Eiswasser verformbar ist und so auf den Katheter moniert wird, und sich im warmen Blut dann wieder auf seine alte Größe ausdehnt (Gedächtnis-Effekt). Die Prozedur findet am schlagenden Herzen statt. Die genaue Platzierung der Klappe erfolgt anhand der Röntgen-Durchleuchtung mit der Herzkatheter-Anlage. Der Patient schläft unter der Überwachung des Kardio-Anästhesisten, benötigt aber nicht unbedingt eine Vollnarkose. Nach dem Eingriff werden die Patienten auf der Intensivstation überwacht. Da die neue Klappe von innen auf das Reizleistungssystem im Herzen drückt, benötigen ein Drittel der Patienten einen Herzschrittmacher.

Am Klinikum Bayreuth wird die neue Methode seit Oktober 2009 angewandt. Das Team aus Kardiologie, Herzchirurgie und Kardioanästhesie wurde jetzt für die Corevalve-Klappenimplantation zertifiziert. Bislang wurden weltweit knapp 4000 Patienten in 151 Zentren behandelt, davon zehn Patienten in Bayreuth. Der Eingriff selber verlief in allen Fällen erfolgreich.