Querschnittlähmung: Studie macht Hoffnung

Erstellt von Frank Schmälzle, Leiter der Unternehmenskommunikation || Querschnitt 

Die Wahrheit liegt mittendrin. Ein Wundermittel, das Querschnittgelähmte wieder gehen lässt, wird es nicht geben. Aber: Die Aussage „Bei Rückenmarksverletzungen ist nichts zu machen“ lässt sich nach der NISCI Studie auch nicht mehr halten.

Das wurde beim Abschlussmeeting der an der Studie beteiligten internationalen Zentren jetzt an der Klinik Hohe Warte in Bayreuth deutlich. 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen – Europas Top-Experten in der Erforschung der Querschnittlähmung in der gesamten Bandbreite. Vom Grundlagenforscher bis zum Kliniker.

Warum heilt das Rückenmark nicht?

15 Standorte in fünf europäischen Ländern waren beteiligt. 126 Patientinnen und Patienten haben diese Studienzentren gewonnen und über Jahre hinweg betreut. Es ging darum, einen bereits seit längerer Zeit bekannten, vielversprechenden Ansatz nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Forscher in Zürich um den Neurowissenschaftler Prof. Martin Schwab hatten sich die grundlegendste aller Fragen gestellt: Warum regeneriert sich das Rückenmark nicht? Die Antwort: Unter anderem, weil es Proteine gibt, die diese Regeneration verhindern. Dies, so die Theorie der Forscher, hat durchaus Sinn. „Das menschliche Gehirn bewahrt damit zum Beispiel einmal entstandene Verbindungen, damit es verlässlich und orientiert diese Verbindungen abrufen kann“, sagt PD. Dr. Dr. Rainer Abel, Direktor der Klinik für Querschnittgelähmte und der Klinik für Orthopädie an der Klinikum Bayreuth GmbH. Doch auch das ausschaltende Protein lässt sich ausschalten. Mit Hilfe von Antikörpern. Die Schweizer Forscher nannten diese bezeichnenderweise „Anti-Nogo A“.
 
Leichtfertig gingen die Expertinnen und Experten in den Studienzentren nicht zu Werke. Sie stellten Fragen: Was, wenn sich die Probanden trotz Antikörper nicht bewegen können, aber das Schmerzempfinden zurückkommt? Aber auch die Frage: Was, wenn wir es nicht ausprobieren?
 
Der Antikörper-Ansatz wurde in einer ersten Studie am Menschen in den Jahren 2006 bis-2008 untersucht, dann zog sich das beteiligte Pharmaunternehmen zurück. Doch die Community sah den Wert der Idee und initiierte eine Investigator Initiated Trial – Forschung nicht unter der Ägide einer Firma, vielmehr eine Studie von den Forschern selbst. Geld gab es aus verschiedenen Quellen. Die Europäische Union legt einen guten Teil auf den Tisch, der Schweizer Wissenschaftsfonds, die Stiftung Wings for Life und andere unterstützten.

Patienten profitieren

 
Und was kam raus? „Bei bestimmten Gruppen der Patienten zeigte sich eine bessere Erholung in Armen und Händen“, sagt Abel. Jetzt kommt es den an der Studie beteiligten Forscherinnen und Forscher auf den „Teil“ an. „Ein nächstes Ziel ist es, die Wirkweise von Nogo-A-Antikörper beim Menschen besser zu verstehen. Die Ergebnisse der Studie könnten ein Schritt sein hin zu einem ersten wirksamen personalisierten Medikament zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen bei spezifischen Patientengruppen.“  Was so simpel klingt, ist erneut wissenschaftliche Detailarbeit. Jahre, schätzt Abel, wird die endgültige Auswertung der Studie in Anspruch nehmen.

Weitere Informationen zur Klinik für Querschnittgelähmte der Klinikum Bayreuth GmbH finden Sie hier.

 

 

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Abschlussmeeting NISCI-Studie

Privatdozent Dr. Dr. Rainer Abel, Direktor der Klinik für Querschnittgelähmte, hatte Vertreter der Studienzentren zum Abschlussmeeting eingeladen. Sie gehören zu Europas Top-Experten in Sachen Querschnittlähmung.

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Optmismus bei den Expertinnen und Experten: Die neue Studie gibt Anlass zur Hoffnung.