Schlaganfall: Infos aus dem roten Bus

| Neurologie 

Er kommt plötzlich und die Folgen können gravierend sein: Ein Schlaganfall kann Lähmungen, Sprachstörungen und Gangunsicherheit auslösen, im schlimmsten Fall endet er tödlich. Besonders betroffen sind ältere Menschen. Wie hoch das eigene Risiko ist, einen Schlaganfall zu erleiden, welche Symptome darauf hinweisen und wie man sich schützt oder im Ernstfall richtig verhält - das erfahren Interessierte am Samstag, 8. Juli, zwischen 10 und 16 Uhr vor der Klinik Hohe Warte. Dann macht der rote Doppeldecker-Bus der bundesweiten Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ in Bayreuth Station. Im Vorfeld dieses Informationstages erklärt Dr. med. Michael Koban, Arzt für Neurologie und Intensivmedizin sowie Oberarzt der überregional zertifizierten Schlaganfall-Station an der Klinik Hohe Warte, warum Schlaganfälle so gefährlich sind.

Herr Dr. Koban, die Initiatoren von „Herzenssache Lebenszeit“  sprechen vom Schlaganfall als einer Volkskrankheit. Wie häufig kommen Schlaganfälle vor? Ist die Generation über 60 in besonderer Weise betroffen?

Dr. Koban: In Deutschland erleiden etwa 270.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall. Der Schlaganfall gehört damit zu den großen Volkskrankheiten. Er ist die dritthäufigste Todesursache nach Herz- und Krebserkrankungen. Der Schlaganfall ist außerdem die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen. Ältere Menschen sind in besonderem Maß betroffen, jedoch kann ein Schlaganfall in jedem Lebensalter auftreten.

Wie entsteht ein Schlaganfall?

Dr. Koban: Meistens  wird ein Schlaganfall durch den Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst. Dadurch erhalten die Gehirnzellen zu wenig Blut und Sauerstoff. Alternativ kann es durch Platzen eines Hirngefäßes zu einer Hirnblutung kommen - mit den gleichen Ausfallserscheinungen.  

Welche Symptome weisen auf einen Schlaganfall hin?

Dr. Koban: Ein Schlaganfall ist meist schmerzlos und kann auch anfangs mit nur leichten Symptomen einhergehen. Außerdem wird ein Schlaganfall im Schlaf oft nicht bemerkt. Bei einem Schlaganfall fallen plötzlich Funktionen von Gehirnteilen aus. Meistens ist nur eine Gehirnhälfte betroffen. Deshalb treten Symptome oft nur halbseitig auf.  Typische Anzeichen sind halbseitige Lähmungen, ein vorübergehendes oder bleibendes halbseitiges Taubheitsgefühl, Sprach- oder Sprechstörungen, ein hängender Mundwinkel, eine plötzlich  aufgetretene Gangunsicherheit und halbseitige Gesichtsfeldausfälle. Ein Schlaganfall kann sich aber auch durch sehr starke Kopfschmerzen und eine plötzliche Bewusstlosigkeit bemerkbar machen.

Wie erkenne ich, wenn eine Person in meinem Umfeld einen Schlaganfall erleidet und wie verhalte ich mich richtig?

Dr. Koban: Man kann den Betroffenen bitten, beide Arme für zehn Sekunden und mit den Handinnenflächen nach oben vorzustrecken. Sinkt ein Arm während der Zeit ab, weist das auf eine Lähmung hin. Ein hängender Mundwinkel fällt bereits beim Betrachten des Betroffenen auf oder wenn die Person versucht, durch Lächeln die Zähne zu zeigen.  Eine Sprach- oder Sprechstörung kann sich bereits im einfachen Gespräch zeigen.Wenn Verdacht besteht, dass eine Person einen Schlaganfall erlitten hat, lässt sich anhand von drei einfachen Tests die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Schlaganfalls schnell überprüfen: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln, beide Arme gleichzeitig zu heben und einen einfachen Satz nachzusprechen. Wenn der Betroffene mit einer dieser Aufgaben Probleme hat, zählt jede Minute. Der Notruf (112) muss sofort gewählt werden, denn je schneller die richtige Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Welche Möglichkeiten gibt es, sich vor einem Schlaganfall zu schützen?

Dr. Koban: Entscheidend ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung. Damit werden die Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Diabetes und Übergewicht positiv beeinflusst. Falls diese Erkrankungen bereits vorliegen, ist außerdem ein konsequentes Einnehmen der vom Hausarzt verschriebenen Medikamente wichtig. Das gleiche gilt für die blutverdünnenden Medikamente, mit denen man sich unter anderem auch vor Gerinnseln aus dem Herzen, die bei Herzrhythmusstörungen entstehen und auch zu Schlaganfällen führen können, schützen kann. Wichtig ist auch der vollständige Verzicht auf das Rauchen.

Welche Möglichkeiten hat die Klinikum Bayreuth GmbH Schlaganfallpatienten zu helfen?

Dr. Koban: Um die Schlaganfallfolgen so gering wie möglich zu halten, gibt es nur ein kleines Zeitfenster. Innerhalb von viereinhalb Stunden ist die Lysetherapie möglich. Das Blutgerinnsel, das das Gehirngefäß verstopft hat, wird dabei mit einer Blutverdünnung aufgelöst. Gerade bei großen Gerinnseln ist diese Therapie jedoch oft nicht ausreichend, so dass in spezialisierten Zentren ein großes Blutgerinnsel auch direkt mit einem Hirnkatheter entfernt werden kann. Als überregional zertifizierte Schlaganfall-Station führen wir diese beiden Verfahren im Neurozentrum Hohe Warte etwa 150mal pro Jahr durch. 

 

Info:Was Sie über Schlaganfall und Vorhofflimmern wissen müssen und welcher Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen besteht, erfahren Sie am Samstag, 8. Juli, zwischen 10 und 16 Uhr. Dann macht der Infobus der Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ vor der Klinik Hohe Warte in Bayreuth Station. Vor Ort stehen Angelika Weiß-Köhler, Oberärztin und Ärztin für Neurologie und Anästhesie/Notfallmedizin und ein Kardiologe aus der kardiologischen Klinik der Klinikum Bayreuth GmbH Rede und Antwort. Auch die Selbsthilfegruppe Schlaganfallbetroffener, der eingetragene Verein zur Verbesserung der Nachbetreuung von Schlaganfallpatienten (AKoNS) und das Beratungszentrum Oberfranken für Menschen nach erworbener Hirnschädigung e.V. (BZO) werden vertreten sein.

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Randvoll mit Informationen zur Volkskrankheit Schlaganfall: Der rote Aktionsbus macht am 8. Juli an der Klinik Hohe Warte Station.

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Dr. Michael Koban