So sehen wir den neuen Klinik-Atlas

Der am vergangenen Freitag vorgestellte Bundes-Klinik-Atlas soll Patientinnen und Patienten einen besseren Überblick über passende Kliniken geben. Wie die Klinikum Bayreuth GmbH zu dem Atlas in seinem jetzigen Stadium steht, lesen Sie hier.

Der Bundes-Klinik-Atlas ist handwerklich schlecht gemacht. „Die Kritik an der Politik wird hier einmal mehr bestätigt“, sagt Dietmar Pawlik, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH.

Schon heute herrscht in Deutschland ein erheblicher Mangel an Pflegefachkräften und medizinischem Fachpersonal, so Pawlik weiter. „Wir würden uns mehr Kolleginnen und Kollegen  wünschen, um noch etwas mehr Zeit für unsere Patientinnen und Patienten zu haben und unsere hoch qualifizierten und engagierten Fachkräfte zu entlasten. So geht es nahezu allen Krankenhäusern in Deutschland, die Nachfrage nach Pflegefachkräften übersteigt das Angebot deutlich.“ Eine Entspannung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Laut einer Studie des Instituts AGP Sozialforschung im Auftrag der DAK wird Bayern bereits im Jahr 2029 einen Kipppunkt erreichen. Dann werden im Freistaat erstmals mehr Pflegende in den Ruhestand gehen als Nachwuchskräfte in den Beruf einsteigen. Pawlik schlägt deshalb nachdrücklich eine Initiative auf lokaler Ebene vor.

Für die Betriebsstätte Klinikum weist der neue Bundes-Klinik-Atlas einen Personalquotienten von 55,2 aus, was der Kategorie „unterdurchschnittlich“ entspricht. Diese Einstufung, in der sich nahezu alle Krankenhäuser der Region bewegen, spiegelt einen grundsätzlichen Trend in der medizinischen Versorgung wider.

Der Pflegepersonalquotient ist ein rechnerischer Wert, der die Pflegelast eines Krankenhausstandortes in Bezug zu der Anzahl an Pflegepersonal setzt.  Verändert hat sich nicht nur die Personalzahl, sondern auch die Variable „Pflegelast“. Die Ambulantisierung schreitet voran, auch die die Klinikum Bayreuth GmbH stellt sich mit der Übernahme eines großen MVZ in Bayreuth darauf ein. Im Umkehrschluss steigt der Schweregrad der Fälle, die in Krankenhäusern behandelt werden, sagt Pflegedirektorin Franziska Maidorn. „Die Pflege der stationären Patientinnen und Patienten ist umfassender und aufwendiger geworden.“

In der sogenannten Pflegelast liegt auch der Grund, warum die Betriebsstätte Hohe Warte – wie im Klinikum trotz Einhaltung aller Personaluntergrenzen – mit einem Quotienten von 62,18 in der Kategorie „weit unterdurchschnittlich“ rangiert. Dieser Standort hat Behandlungs- und Pflegeschwerpunkte in den Bereichen Neurologie und neurologische Frühreha, Schlaganfall, Orthopädie und Querschnitt. Gerade dieses Patientenklientel hat aufgrund der Schwere der Beeinträchtigung einen hohen Pflegebedarf.

Geschäftsführer Pawlik verweist auf Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamt. Die Experten dort prognostizieren: Bis 2055 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um 37 Prozent auf voraussichtlich 6,8 Millionen Menschen steigern. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die der Pflegenden sinkt indes. Laut AGP-Studie erreichen die ersten Bundesländer bereits in fünf Jahren einen Kipppunkt, an dem der Pflegenachwuchs die altersbedingten Berufsaustritte nicht mehr auffangen kann. Entsprechend der Gegebenheiten auf den lokalen und regionalen Arbeitsmärkten kann der Infarkt auch früher kommen.

„Unser aller Anstrengung muss es jetzt sein, die Attraktivität des Arbeitens im Gesundheitswesen sehr schnell sehr deutlich zu steigern“, sagt Pawlik. „Wir müssen die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel stärker berücksichtigen.“ Ansatzpunkt sieht der Krankenhaus-Geschäftsführer viele – Wohnraum, Arbeitszeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Beispiele. Mit dem Medizincampus Oberfranken habe die Region die Chance, junge Ärztinnen und Ärzte zu erreichen und ihnen Perspektiven zu geben. „Eine solche Initiative brauchen wir dringend auch für alle anderen Fachkräfte im Gesundheitswesen.“

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Dietmar Pawlik Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH

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Franziska Maidorn Pflegedirektorin der Klinikum Bayreuth GmbH