Von Allergie bis Asthma: Das rät der Pneumologe

Der Frühling kommt, die Bäume blühen, die Sonne scheint und gerade die schönsten Tagen werden verleidet durch eine laufende Nase und tränende Augen. Was ist passiert? Anlässlich des Welt-Asthma-Tages sprachen wir mit Dr. Claus Steppert, Direktor der Klinik für Pneumologie der Klinikum Bayreuth GmbH, über Symptome und Therapiealternativen bei Heuschnupfen und Asthma.

Interessanterweise nehmen Allergien mit der Verwestlichung zu. „In Entwicklungsländern gibt es kaum Allergien. Und auch Kinder auf dem Land haben weniger Allergien als Stadtkinder“, sagt Steppert. „Bei einer Allergie beginnt das „gelangweilte Immunsystem“ plötzlich, sich gegen harmlose Blütenpollen zu wehren und schüttet sein Arsenal, das es eigentlich zur Abwehr von Wurmerkrankungen hat, aus.

Nase und Bindehaut sind  die erste „Front“ des Immunsystems. Reagiert diese, kommt es zu Nießanfällen, Fließschnupfen und Augenbrennen, dem sogenannten Heuschnupfen. Nach einigen Stunden schwillt die Nasenschleimhaut an und es kommt ein „Stockschnupfen“ hinzu.

Neben dem klassischen Heuschnupfen, der allergische Rhinitis, gibt es dieselben Symptome auch auf Hausstaubmilben oder Tiere, insbesondere Katzen.

Fällt diese erste Abwehrline an Nase und Augen, machen als nächstes die Atemwege Probleme. „immerhin atmen wir am Tag etwa 15.000 Liter Luft – ein kleiner Tanklastwagen voll“, sagt Steppert. Und mit jedem Luftzug konfrontieren wir unseren Körper mit den Reizen. 

In den Atemwegen können die durch die Allergie freigesetzten Botenstoffe dann einen Bronchialkrampf, das Asthma bronchiale, auslösen. „Ähnlich wie der Stockschnupfen in der Nase wandern auch mit einer Verzögerung von einigen Stunden Entzündungszellen in die Atemwege, die dann Löcher in die Schleimhaut brennen – dasselbe täten sie auch zur Abwehr von Würmern“, erklärt Steppert. „Dadurch liegen dann empfindliche Nerven blank – jeder noch so kleine Reiz, sei es kalte oder trockene Luft, Rauch oder Staub, führt wieder zu einer Verkrampfung der Bronchien.

Was aber tun?
„Bei Heuschnupfen helfen Antihistaminika sehr gut, sei es als Tabletten, die jedoch mehr oder weniger müde machen, oder als Nasenspray und Augentropfen – ohne Müdigkeit“, rät Steppert.

Beim Asthma hingegen wirken diese Medikamente nicht. „Hier benötigen wir neben bronchialerweiternden Substanzen unbedingt auch Entzündungshemmer – meist in Form von Kortison.“

Aber: keine Angst vor Nebenwirkungen
„Während Kortisontabletten auf Dauer schwere Nebenwirkungen wie beispielsweise Osteoporose, grauen oder grünen Star bewirken, könnten die Medikamente in diesem Fall direkt über die Atemwege und nicht auf dem Umweg über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden. „Bei der Inhalation gibt es keine Kortisonnebenwirkungen im Körper“, sagt Steppert. Er rät aber dazu, nach der Inhalation den Mund auszuspülen oder die Zähne zu putzen,  um einer möglichen „Mundfäule“ oder Pilzbesiedlung im Mund vorbeugen.

Dennoch rät er dazu, nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursache anzugehen. 

Erstes Prinzip ist die Meidung des Allergens: Ist bei einer Katzenallergie die Abschaffung der Katze schmerzlich, bei Milbenallergie der Austausch von Federbetten durch Kunstfaserbetten beziehungsweise Roßhaar- durch Latexmatratzen kostspielig, ist es bei einer Allergie beispielsweise gegen Birkenpollen nicht möglich, alle Birken zu fällen.

Handelt es sich nur um wenige Stoffe, auf die der Körper allergisch reagiert, hilft oft eine Hyposensibilisierung. „Hierbei bekommt die Patientin oder der Patient über mehrere Jahre in langsam aufsteigenden Dosierungen das Allergen unter die Zunge oder als Spritze. Ziel ist  eine  Gewöhnung des Immunsystems und dadurch eine Abmilderung der allergischen Reaktion“, sagt der Pneumologe.

Manchmal, gerade bei Menschen in der 5. Lebensdekade, ist das Asthma jedoch nicht durch eine Allergie ausgelöst – hier spielt einfach das Immunsystem verrückt. Auch in diesen meist schweren Fällen gibt es Linderung: „War noch bis vor wenigen Jahren eine nebenwirkungsträchtige Kortisondauerbehandlung erforderlich, gibt es inzwischen auch eine wirkungsvolle biologische Therapie. Diese ist zwar teuer, aber sehr nebenwirkungsarm – und sie hilft.“ Allerdings sind hierzu spezielle Untersuchungen notwendig. Steppert rät in diesem Fall zu einem Besuch beim Arzt, noch besser: direkt beim Pneumologen.

Am Mittwoch, 14. Mai, informiert Dr. Claus Steppert im Rahmen eines Medizinischen Vortrags ausführlich zum das Thema Allergien und Asthma:

Heuschnupfen, Asthma und Co: Was hilft, wenn die Pollen plagen? 
Mittwoch, 14. Mai, 18 Uhr
Therapiegebäude (Speisesaal), Klinik Hohe Warte, Hohe Warte 8
Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich
 

Pollen plagen im Frühjahr viele Allergiker.

Dr. Claus Steppert, Direktor der Klinik für Pneumologie