Wir sind auch den NON-Covid-Patienten verpflichtet

Mehr als 700 schwer an COVID 19 erkrankte Patientinnen und Patienten hat die Klinikum Bayreuth GmbH in den vergangenen 13 Monaten erfolgreich behandelt. „Wir haben das maximal Mögliche gegeben“ , sagt Prof. Dr. Christian Stumpf. Jetzt allerdings plädiert der Sprecher der Chefärzte der Klinikum Bayreuth GmbH dafür, Weichen neu zu stellen, damit die Klinikum Bayreuth GmbH auch weiterhin dem Anspruch gerecht werden kann, alle Patientinnen und Patienten optimal zu behandeln.

Rückblende: Am 12. März 2020 wurde der erste COVID 19-Patient im Klinikum aufgenommen. Weitere 866 folgten, die Pandemie hatte Priorität. Über Monate hinweg konnte die Klinikum Bayreuth GmbH kranken Menschen, die eben gerade nicht an COVID 19 litten, nur ein eingeschränktes Behandlungsangebot machen. Betten mussten freigehalten werden, denn niemand wusste, wie hart die Pandemie zuschlagen würde. Was aufschiebbar war, wurde aufgeschoben.

Ewig aufschieben - das geht nicht

„Damit ist es irgendwann vorbei“, sagt Stumpf. „Ewig aufschieben – das geht nicht.“ Stumpf zitiert aus einer Studie der Universität Gießen, die während des ersten Lockdowns in Hessen lief. Demnach sind während dieses Zeitraums die kardiovaskuläre Mortalität um acht Prozent und die rein kardiale Mortalität um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraums angestiegen. Gründe dafür: weniger Voruntersuchungen aufgrund fehlender Kapazitäten im niedergelassenen Bereich. Die  angeordnete Patienten-Triage, nach der  nur noch Notfälle zu behandeln seien und dabei auch dringliche Patienten als elektiv auf eine Warteliste gesetzt wurden. Und: Nicht alle Patienten hatten sich mit einem Arzt besprochen. Sie haben selbst entschieden, nicht ins Krankenhaus zu gehen. Die Corona-Angst war zu groß. „Diese Patienten sehen wir jetzt zum Teil auf unseren Intensivstationen“, sagt Chefarzt Stumpf.

Maximalversorger - für alle

Für Stumpf wirft das die Frage auf nach der Rolle eines Krankenhauses der maximalen Versorgungsstufe, wie die Klinikum Bayreuth GmbH eines ist, auf. Ein Maximalversorger ist Anlaufstelle für schwer Kranke, für schwer Verletzte. Auch für jene, für die andere Krankenhäusern nicht optimal ausgestattet sind.  Aber auch ein Maximalversorger kann Betten nur einmal belegen, kann Kapazitäten nur einmal nutzen. „Ja, unsere Aufgabe ist es, COVID-Patienten zu behandeln. Nicht zuletzt wegen unserer personellen und apparativen Behandlungsmöglichkeiten sind wir gleichermaßen aber auch den Non-COVID-Patienten verpflichtet.“

Pflege am Limit

Apropos Personal: Seit über einem Jahr ist Druck auf dem Kessel der Klinikum Bayreuth GmbH. Nicht nur die Pflegeteams auf den Intensivstationen, diese aber in besonderem Maß, leisten Übermenschliches. „Wenn wir weiter so viele COVID-Patienten mit erheblichem Behandlungsaufwand aufnehmen müssen, werden die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege in absehbarer Zeit über die Belastungsgrenze kommen“, sagt Pflegedirektorin Angela Dzyck. So weit, sagen Stumpf, Dzyck und viele andere in dem Bayreuther Großkrankenhaus, darf es nicht kommen. Die Zuordnung von COVID-Patienten muss neu gedacht werden.

Die Krise ist auch eine wirtschaftliche

Zudem ist COVID 19 zu einem veritablen wirtschaftlichen Problem für Kliniken geworden ist. „Wir sind froh, dass wir den aus Bundesmitteln finanzierten Rettungsschirm für Krankenhäuser haben“, sagt Alexander Mohr, Kaufmännischer Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH. 90 Prozent der Erlöse aus den Vergleichsmonaten des Jahres 2019 kommen so in die Kassen. Bleiben allerdings 10 Prozent Einbußen – und die horrenden Mehrkosten, die die Pandemie mit sich bringt. Schutzausrüstung und Sicherheitsdienst, Tests und Impfaktionen – die Liste der zusätzlichen Belastungen ist lang.

Neu denken

Was zu tun ist? „Einzelne Krankenhäuser dürfen nicht systematisch überfordert werden“, sagt der Medizinische Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, Prof. Dr. Hans-Rudolf Raab. Nicht überall in Deutschland ist die Pandemie-Situation so angespannt wie in Oberfranken und den angrenzenden Regionen. Dass aufgrund von politischen Vorgaben an Landesgrenzen Schluss sein soll mit der Hilfe für Patienten und der Solidarität der Krankenhäuser, das kritisiert Raab. Bessere Konzepte müssen her. Gerade auch im Sinne der Non-COVID-Patienten. Denn die haben gerade so gut wie gar keine öffentliche Aufmerksamkeit.

 

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