Corona: Bayreuth wird keine Insel bleiben

Der Ärztlicher Direktor der Klinikum Bayreuth GmbH, Prof. Dr. Thomas Rupprecht, rechnet mit einer starken zweiten Welle. Es ist nicht mehr die Frage, ob. Es ist nur noch die Frage, wie heftig die zweite Welle der Corona-Pandemie Stadt und Landkreis Bayreuth treffen wird. Prof. Dr. Thomas Rupprecht sieht die kommenden Tage als Weichenstellung. Im Interview mit Frank Schmälzle, dem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Klinikum Bayreuth GmbH, plädiert er für vorsichtiges und vernünftiges Verhalten.

 

Herr Prof. Rupprecht, welche Entwicklung erwarten Sie in den kommenden 14 Tagen?

Rupprecht: Die nächsten 14 Tage sind kritisch. Ich persönlich rechne mit deutlich steigenden Infektionszahlen auch hier in der Stadt und im Landkreis Bayreuth.

Wie sollten wir alle uns Ihrer Meinung nach verhalten?

Rupprecht: Wir sollten das berücksichtigen, was unsere Bundeskanzlerin gesagt hat. Sie hat dazu aufgerufen, sich vernünftig zu verhalten und sich eher mehr als weniger sozial zu distanzieren.

Was halten Sie von den derzeit heiß diskutierten Einzelmaßnahmen wie nächtlichen Alkoholverboten, Sperrstundenregelungen oder Beschränkung der Personenzahl bei Treffen?

Rupprecht: Die Maßnahmen sind sicher sinnvoll. Aber sie werden nur funktionieren, wenn die Bevölkerung darüber hinaus, zu der Grundhaltung zurückkehrt, wie sie am Anfang der Pandemie zu sehen war. Also in erster Linie zurück zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen.

Wie gut ist die Klinikum Bayreuth GmbH auf die zweite Welle vorbereitet?

Rupprecht: Wir sind ausgesprochen gut vorbereitet. Unsere Vorräte an Schutzkleidung und Schutzausrüstung werden auch für eine zweite Welle ausreichen. Die Motivation unserer Beschäftigten ist hoch. Viel besser könnten wir kaum in die zweite Welle hineingehen.

Befürchten Sie, dass die Klinikum Bayreuth GmbH wieder Einschnitte vornehmen, vielleicht die Besuchsregelung wieder verschärfen muss?

Rupprecht: Ich bin kein Hellseher. Aber wie gesagt: Ich rechne mit steigenden Infektionszahlen. Insofern rechne ich auch mit neuen Beschränkungen. Dazu kann auch ein Besuchsverbot gehören.

Spielt aus Ihrer Sicht die Jahreszeit und die beginnende Influenza-Saison ein Rolle? Gibt es medizinische Hinweise darauf, dass sich Influenza und Corona gegenseitig befeuern?

Rupprecht: Aus den Erfahrungen der ersten Welle wissen wir, dass die Überlebensaussichten von Patienten, die zwei Infektionen haben, also Corona plus x, extrem schlecht sind. Von diesen Patienten hat in unserem Klinikum kein einziger überlebt. Wir hoffen, dass durch die vermehrten Grippeimpfungen und auch durch die persönlichen Schutzmaßnahmen die Grippewelle ähnlich wie in Australien in diesem Jahr außergewöhnlich gering sein wird. Aber darüber können wir derzeit nur spekulieren.

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