Emil - seine Geschichte zum Weltfrühgeborenentag

Der 17. November ist Weltfrühgeborenentag. An diesem Tag wird weltweit auf die Herausforderungen von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam gemacht. Auch in Bayreuth gibt es seit Jahren Aktionen, um auf die besondere Startsituation der Allerkleinsten, den Frühgeborenen hinzuweisen. Laternenümzüge, Infostände in der Stadt und auch das Rathaus und die Klinik Hohe Warte erstrahlten in Purpur, der Farbe des Aktionstages. Heute wollen Emil und seine Mama ihre Geschichte erzählen.

Hallo,

ich bin Emil. Und heute erzähle ich euch meine Geschichte.

Meine Mama wurde ab der 19. Schwangerschaftswoche im Klinikum Bayreuth betreut. Zu dieser Zeit hatte es mein Zwilling leider schon nicht geschafft und auch ich war in Mamas Bauch sehr klein und leicht gemessen worden. Schon bald wurde eine Schwangerschaftsvergiftung festgestellt. Die Plazenta, und damit auch ich, konnte nicht richtig versorgt werden. Mamas Blutdruck spielte vollkommen verrückt und ihre Organe mussten streng überwacht werden.

Viele Tests, Untersuchungen und drei Lungenreifenspritzen später musste ich dann in der 26. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geholt werden. Ich wog knapp 500 Gramm und war 30 Zentimeter groß. Anfangs wurde ich intubiert, meine Augen waren noch geschlossen und meine Haut sah aus wie die eines kleinen Vogels, der gerade aus dem Nest gefallen war.
So klein, so dürr, so zerbrechlich – nicht bereit für diese Welt.

Es war eine wirklich schwere Zeit für meine Eltern. Vor allem Mama hat extrem gelitten. Nun ging ein wochenlanges Auf und Ab los. Immer wieder wurden wir mit neuen Diagnosen, Medikamenten und Informationen überschüttet. Doch ich war stark – ich wollte leben.
Mama war immer bei mir in der Klinik. Wir konnten stundenlang kuscheln, Bücher lesen und basteln. Auch Papa kam, wann immer es ihm möglich war.

Die Wochen vergingen und meinen Eltern konnte immer mehr Verantwortung übertragen werden. So lernten wir uns in den 109 Tagen Neonatologie schon wirklich gut kennen. Mama und Papa durften mich dann alleine wickeln und sondieren und auch waschen. In einer „Salatschüssel“ baden gehörte auch dazu. Das Trinken aus der Flasche und die Atmung wurden immer stabiler. Die Atemhilfe konnte sogar immer mal wieder pausieren, bis ich es irgendwann ganz alleine geschafft habe stabil zu atmen. Danach folgte noch eine Operation. Nachdem ich mich davon erholt hatte, durfte ich endlich nach Hause. 

Heute, zwei Jahre später, habe ich keine Einschränkungen. Zwar standen in den vergangenen Jahren sehr viele Arztbesuche, einige Extraimpfungen, Frühförderung und ganz allgemein besondere Vorsicht an. Aber jeder Schritt hat sich gelohnt und jede Träne meiner Mama war und ist es noch heute wert. Sie erzählt mir noch oft von der Zeit in der Klinik, von den schweren Gesprächen und den lieben Menschen. Wir schauen uns Bilder an und besuchen die Station immer wieder. Wir sind mächtig stolz auf jede Narbe und auf alles, was wir zusammen geschafft haben.

Begleitet wurde alles von den wundervollen Schwestern, Pflegern und Ärzten der Neonatologie. Ohne die liebevolle Pflege, die tolle Versorgung, die herzlichen Gespräche und die wertschätzende Elternarbeit wäre diese Zeit nicht zum Aushalten gewesen. Mama wurde auch immer von einer Psychologin der Klinik und einer Seelsorgerin besucht. Das war oft ein wichtiger Anker und Halt. 

Immer wenn wir von dieser Zeit sprechen, fließen Tränen. Tränen der Dankbarkeit und Tränen der Freude darüber, wie alles werden durfte.

Das war ein kleiner Einblick in mein Leben. Verliert nicht den Mut.

Euer Emil mit Mama Caro und Papa Christoph
 

Pinkes Banner mit großem weißen Schriftzug „WELTFRÜHGEBORENENTAG“. Klare, zentrierte Typografie; Hinweis auf den weltweiten Aktionstag für Frühgeborene.
Portaitbild von Emil. Er und Mama Caro erzählen seine Frühgeborenengeschichte
Bildkollage von Emil. Seine Entwicklung vom Frühgeborenen zum fröhlichen zweijährigen Kind