Prostatakrebs: Vielversprechende neue Behandlung in der Nuklearmedizin

Erstellt von Frank Schmälzle, Leiter der Unternehmenskommunikation || Nuklearmedizin Nuklearmedizin 

Es steckt schon im Wort: Theragnostik verbindet Diagnostik und Therapie. Wie Patienten mit Prostatakrebs von diesem in der Onkologie neuen Behandlungsansatz profitieren, zeigte Prof. Dr. Stefan Förster, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, Betroffenen und Angehörigen, die sich in der Prostataselbsthilfegruppe Bamberg zusammengeschlossen haben, bei deren Besuch am Klinikum Bayreuth.

Im Dezember 2022 hat die Europäische Arzneimittelkommission das Radiopharmakon Lutetium-177-PSMA zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Prostata-Krebs zugelassen. Danach ging es schnell. Expertinnen und Experten der Bayreuther Nuklearmedizin setzen das Präparat, das den Patienten über die Armvene in mehreren Zyklen, jeweils im Abstand von mehreren Wochen, verabreicht wird, bereits seit einigen Monaten erfolgreich ein. Und die Ergebnisse sind vielversprechend. Gerade weil zielgerichtete Diagnostik und Therapie dabei kombiniert- und die Patienten, die von dieser Therapie am besten profitieren bereits in der vorgeschalteten PSMA-PET/CT-Ganzkörperdiagnostik vor Einleitung der Therapie identifiziert werden können. Damit wird eine neue Qualitätsstufe erreicht.

Die Diagnostik:

„Das Prinzip entspricht dem von passenden Schlüssel und Schloss“, sagt Prof. Dr. Förster. Das diagnostisch einsetzbare Gallium-68- oder Fluor-18-PSMA dockt gezielt an prostataspezifische Membranantigene (PSMA) an. An der Oberfläche von Prostatakrebszellen sind diese PSMA-Eiweiße überdurchschnittlich stark vorhanden. Größere oder kleinere Areale, dunklere oder hellere Anreicherungen - Nuklearmediziner sehen anhand der Schnittbilder aus hochmodernen PET/CT-Bildgebungsmaschinen, wie ausgedehnt und wie aggressiv der Krebs ist. Und: Weil das Gallium-68- oder Fluor-18-PSMA über das Gefäßsystem im gesamten Körper verteilt wird, dockt es nicht nur am Primärtumor sondern auch an den entfernt gelegensten Metastasen an. Damit lässt sich innerhalb einer einzigen Untersuchung  u.a. auch die bange Frage beantworten: Hat der Krebs gestreut?

Die Therapie:

Auch hier gilt das Prinzip von passenden Schlüssel und Schloss und die Verteilung über das Gefäßsystem in den gesamten Körper ist für das therapeutische Radiopharmakon identisch wie bei der Diagnostik.  Beim Andocken an die Krebszelle belässt es das therapeutisch wirksame Lutetium-177-PSMA jedoch nicht. Vielmehr dringt es durch die Zellmembran ein, Mediziner sprechen von einer Internalisierung. Der Betastrahler Lutetium-177 mit seiner hochenergetischen Strahlung in kurzer, nur Millimeter betragender Reichweite schädigt die DNA der Krebszelle. Und diese stirbt dabei ab. „Der Vorteil ist offensichtlich“, sagt Prof. Dr. Förster. Die Strahlen wirken direkt in der Krebszelle, die Dosis kann damit höher gewählt werden und die Behandlung ist trotzdem schonender als dies beispielsweise eine konventionelle Bestrahlung von außen sein kann. Denn bei einer konventionellen Bestrahlung von außen gilt es, auf gesundes Gewebe maximale Rücksicht zu nehmen um dieses nicht zu schädigen.

Die Erfolge:

Neben den mittlerweile weltweit bestätigten, positiven Ergebnissen der Lutetium-177-PSMA Therapie im fortgeschrittenen, metastasierten Stadium der Prostatakrebserkrankung, einem Stadium in dem die bisherigen Therapien keine Wirkung mehr zeigen, deuten erste Erfahrungen dieser Therapie innerhalb brandneuer klinischer Studien darauf hin, dass auch Patienten mit Prostatakrebs in einem früheren Stadium von diesem Behandlungsansatz profitieren könnten, insbesondere wenn die Lutetium-177-PSMA Therapie mit anderen hochwirksamen Medikamenten gegen den Prostatakrebs kombiniert wird. Zusätzlich zu dem krebszellenzerstörenden Effekt der Lutetium-177-PSMA Therapie besitzt diese, insbesondere bei Patienten mit Knochenmetastasen auch einen schmerzlindernden und damit lebensqualitätsfördernden Effekt.

Die Zukunft:

„PSMA in der gezielten Diagnostik und Behandlung des Prostatakrebses ist nur ein Vorreiter“, sagt Prof. Dr. Förster. „In den nächsten Jahren wird sich die nuklearmedizinisch-onkologische Theragnostik auch auf weitere Krebsarten ausweiten. Daher wird eine gute, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Krebsmedizinern aus vielen Fachrichtungen für eine optimale Behandlung dieser Krebspatientinnen- und Patienten immer wichtiger werden.“

Kontakt: Wenn Sie mit der Klinik für Nuklearmedizin der Klinikum Bayreuth GmbH Kontakt aufnehmen möchten, klicken Sie bitte hier.

 

 

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Das Bild zeigt die Wirkung einer Lutetium-177-PSMA Therapie innerhalb von vier Zyklen. Schwarz sind die Krebszellen markiert.

Nuklearmedizin

Eingang zur Station der Strahlentherapie am Klinikum Bayreuth.

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Prof. Dr. Stefan Förster, Dirketor der Klinik für Nuklearmedizin der Klinikum Bayreuth GmbH (mitte) , stellt die neue Lutetium-177-PSMA Therapie vor.