Aktiv gegen den Schmerz

| Schmerztagesklinik Rheumatologie Orthopädie 

Es kann ein Teufelskreis sein. Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, ziehen sich zurück. Sie bauen körperlich ab. Sie fühlen sich elend, wertlos und müssen sich auch noch anhören, sie sollten sich zusammennehmen. „Das ist ein großer Teil des Leidens“, sagt Tanja Nüßlein Saraiva. Neben dem körperlichen Schmerz. Für diese Patienten gibt es jetzt die Interdisziplinäre Schmerztagesklinik Bayreuth an der Klinik Hohe Warte.

„Wir wollen die Schmerzen unserer Patienten lindern und ihre Lebensqualität steigern. Wir möchten, dass sie besser mit chronischen Schmerzen umgehen  können“, sagt Tanja Nüßlein Saraiva, Diplom-Psychologin und organisatorische Leiterin der neuen Schmerztagesklinik an der Hohen Warte. Deshalb nimmt die Tagesklinik beides in den Fokus: den Körper und die Seele.

Diagnostik ist der erste Schritt

Am Anfang, sagt Privatdozent Dr. Rainer Abel, steht die Frage, ob der Schmerz auf Dauer überhaupt sein muss. „Bevor ein Patient in die Schmerzklinik kommt, steht ein Diagnostiktag auf dem Programm“, sagt der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Rheumatologie der Klinikum Bayreuth GmbH, an die die neue Schmerztagesklinik angegliedert ist. „Wir stellen fest, ob der Patient alle für ihn sinnvollen und richtigen somatischen Behandlungen bekommen hat und ob alle ambulant verfügbaren Therapien ausgeschöpft sind.“ Das geht, weil das Krankenhaus Hohe Warte die gesamte somatische Schmerzdiagnostik vorhält. Das ist sinnvoll, weil einem Teil der Patienten damit auf medizinischem Weg geholfen wird. Und das ist notwendig, weil damit die knappen Ressourcen im Gesundheitswesen geschont werden.

Wenn alle Behandlungen erfolgt sind, wenn alle ambulanten Therapien ausgeschöpft sind und der Patient seine chronischen Schmerzen dennoch nicht losgeworden ist, setzt die neue Schmerztagesklinik an. Vier Wochen bleiben Patienten in teilstationärer Behandlung, die Tagesklinik verfügt über zehn Plätze. Sie kommen morgens und gehen am frühen Abend. Dazwischen liegen eine tägliche ärztliche Visite und medizinische Behandlungen. Die richtigen Medikamente können helfen oder moderne Verfahren der Injektionstherapie, sagt Abel. „Unsere Patienten werden von Ärzten behandelt, die besondere Expertise für den jeweiligen Schmerztyp haben.“ Dazwischen liegt auch das richtige Maß an Aktivierung und Entspannung. Patienten lernen in der Medizinischen Trainingstherapie, in der Physio- und Ergotherapie sich wieder mehr zu bewegen und aktiver zu sein. Die Verantwortlichen der Tagesklinik können dafür auf über 100 Ergo-, Physio- und Sporttherapeuten, medizinische Bademeister und Psychologen am Krankenhaus Hohe Warte zurückgreifen. Und auch baulich hat die Klinik, was multimodale Schmerztherapie braucht: Unter anderem sind ein Bewegungsbad und ein Medizinischer Trainingstherapiebereich vorhanden.

Blick in die eigene Seele

Zum Angebot der Schmerztagesklinik gehört aber auch ein Blick in die eigene Seele. In der Gruppe und mit Therapeuten sprechen Patienten darüber, wie sie mit ihrem Schmerz zurecht kommen. Vor allem aber: Sie lernen sich selbst besser kennen. „Wichtig ist, dass man seine Grenzen kennt.“, sagt die Psychologische, Psychotherapeutin Tanja Nüßlein Saraiva. In den Phasen, in denen es Schmerzpatienten einigermaßen gut geht, versuchen sie aufzuholen, was zuvor nicht ging. „Damit überfordern sie sich, die Regeneration dauert immer länger.“ Wieder so ein Teufelskreis. „Entscheidend ist, im Alltag eine für Balance zwischen Aktivität und Erholung zu sorgen, um langfristig die Schmerzen auf einem erträglichen Niveau zu halten und leistungsfähiger zu werden.  Damit bestimmt nicht mehr der Schmerz die Lebensgestaltung.“

Info: Die Schmerztagesklinik steht Patienten mit chronischen, also länger als ein halbes Jahr andauernden Schmerzen aller Art zur Verfügung. Zum medizinischen Leitungsteam gehören neben Chefarzt Privatdozent Dr. Rainer Abel Dr. Lukas Szczerba (Facharzt für Orthopädie), Leitender Oberarzt Dr. Roman Koshedub (Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie) und Dr. Hans-Jürgen Honikel. Honikel. Er  ist Arzt für Anästhesiologie und spezielle Schmerztherapie und als niedergelassener Arzt Leiter des DGS-Schmerzzentrums Bayreuth. Die Interdisziplinäre Schmerztagesklinik ist telefonisch unter der Nummer 0921/400-3480 und per E-Mail unter der Adresse schmerz@klinikum-bayreuth.de erreichbar.

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Aktiv werden, um den Schmerz zu lindern: Dazu motiviert das Team der Interdisziplinären Schmerztagesklinik die Patienten.