Fortschritte im Kampf gegen den Männerkrebs

Prof. Dr. Frank Kunath, Direktor der Klinik für Urologie, spricht am Mittwoch, 25. Juni, ab 18 Uhr in der Kantine der Klinik Hohe Warte über Prostatakarzinome, ihre Diagnose und die neusten Möglichkeiten der Therapie. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Die Fortschritte sind ermutigend: Diagnostik und Therapie bei Prostatakrebs sind erheblich besser geworden. Prof. Dr. Frank Kunath, Direktor der Klinik für Urologie am Klinikum Bayreuth, gibt in diesem Interview einen Überblick.

Wie häufig tritt das Prostatakarzinom auf und wer ist gefährdet?
Prof. Dr. Kunath: Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. In Deutschland macht es zwischen 25 und 30 Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus. Konkret sind also etwa 100.000 Männer betroffen und etwa 15.000 Männer sterben alljährlich an Prostatakrebs. Betroffen sind insbesondere Männer im Alter von über 60 Jahren. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen besteht eine familiäre Häufung. Wir empfehlen Männern ab 45 Jahren daher regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen.

Wie verläuft eine solche Vorsorgeuntersuchung? 
Prof. Dr. Kunath: Heute bevorzugen wir eine risikoadaptierte Früherkennung. Patienten kommen zu uns und wir machen eine Anamnese. Zum Beispiel prüfen wir, ob Harnwegsinfektion bestehen. Dann nehmen wir in der Tat auch heute noch den PSA-Wert ab, schließen aber auch eine sonographische Untersuchung der Prostatadrüse an, um festzustellen,wie groß diese ist. Wenn Auffälligkeiten bestehen, empfehlen wir den Patienten ein multiparametrisches MRT  der Prostata. Und wir machen auch eine körperliche Untersuchung. Für    mich ist nach wie vor aber auch die Tastuntersuchung und die sonographische Untersuchung Standard. Ich als Operateur will ausschließen, dass eine Rektuminfiltration vom Prostatakarzinom vorhanden ist und will wissen, wie gut sich eine Prostatadrüse operieren lässt.

Wie sehen heute Diagnostik und Therapie beim Prostatakarzinom aus?
Prof. Dr. Kunath: Bevor wir eine Prostatabiopsie machen, führen wir zunächst ein Multiparameter-MRT der Prostata durch,da diese Diagnostik uns sehr gut die Anatomie und Veränderungen in der Prostata zeigen kann. Dann planen wir für diese Patienten eine gezielten Prostatabiopsie, bei der wir die MRT-Bildgebung mit der Sonographie fusionieren und dann in der Prostatadrüse ganz gezielt Proben entnehmen  können. Das machen wir nicht mehr über den Enddarm, sondern über den Hautbereich unterhalb des Hodensacks, da hierdurch viel weniger Infektionen auftreten. Ist aber ein Prostatakarzinom mit einem hohen Risiko nachgewiesen, empfehlen wir eine Staging-Untersuchung.  Es gibt Diagnostik, die uns noch mehr Möglichkeiten bietet, das Prostatakarzinom im Körper aufzufinden. Das ist das PSMA-PET-CT, wobei ein strahlendes Teilchen in die Blutbahn gegeben  wird, das sich ganz gezielt an Prostatakrebszellen andockt. Und so können wir auch sehr früh Metastasen entdecken. In der Therapie benutzen wir heute den Operationsroboter, den Da Vinci, einen Roboter. Mit diesem können wir die Prostatadrüse viel besser operieren. Wir sehen die Schichten um die Drüse herum besser. Wir können den Nerv schonen, was die Erektion erhalten kann und zu einer  besseren postoperativen Kontinenz führt. Durch das Robotersystem kommt es zu weniger Blutverlust, den Patienten geht es schneller wieder besser.  Wir können heute zudem viel gezielter Prostatakarzinome bestrahlen. Auch die aktive Beobachtung ist eine sichere Therapievariante, wenn sie von einem erfahrenen Urologen durchgeführt wird. Beim metastasierten Prostatakarzinom können wir den Krebs bei einer guten Lebensqualität sehr lange in Schach halten. Und wenn es denn notwendig wird, haben wir heute in der Palliativmedizin sehr gute Möglichkeiten.

Was zeichnet das Klinikum Bayreuth aus? 
Prof. Dr. Kunath: Wir sind sehr glücklich, das gesamte Spektrum der Prostatakarzinomvorsorge, Diagnostik und Therapie anbieten zu können. Am Klinikum Bayreuth haben wir kurze Wege. Wir haben eine gute Kooperation. Dadurch sind gute Absprachen zwischen den verschiedenen Fachabteilungen möglich. Und das dient den Patienten.

 

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Wie funktioniert ein Da-Vinci-Operationsroboter? In diesem Video wird es erklärt. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Handy.

Prof. Dr. Frank Kunath