Organspende: Chefarzt sieht Fortschritt

| Nephrologie und Angiologie 

Prof. Dr. Harald Rupprecht, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Hypertensiologie, Angiologie und Rheumatologie, nimmt zur Entscheidung einer Neuregelung der Organspende im Deutschen Bundestag Stellung:

„Ich bin keineswegs enttäuscht darüber, dass es zu einer Widerspruchslösung, die grundsätzlich erst einmal jeden zum Organspender gemacht hätte, nun nicht kommt. Es ist unbestreitbar, dass eine solche Lösung die Zahl der zur Verfügung stehenden Spenden steigert. Das zeigen die Statistiken aus anderen europäischen Ländern, die so verfahren. Aber eine Widerspruchslösung beinhaltet auch das ethische Problem, dass im Einzelfall gegen den Willen des Patienten gehandelt wird. Weil er einer Organentnahme nicht widersprochen hat, sie aber eigentlich nicht wollte. Meiner Meinung nach besteht das Recht auf Unversehrtheit des Körpers über den Tod hinaus.

 

Eine Entscheidungslösung, wie die Bundestagsmehrheit sie heute bestätigt und erweitert hat, gibt es seit 2012. In ihrer bisherigen Umsetzung hatte sie ein großes Manko: Ob sich jemand mit dem Thema Organspende auseinander setzen wollte, wurde ihm überlassen. Wie das mit freiwilligen Lösungen ist – sie funktionieren häufig inadäquat. Dass jetzt jeder bei der Beantragung des Personalausweises auf die Fragestellung, ob er im Fall der Fälle Organe spenden möchte, hingewiesen werden soll, ist insofern ein Fortschritt. Noch besser wäre es gewesen, die Entscheidung verpflichtend zu machen. Das wäre aus meiner Sicht der beste Weg. Damit wäre Klarheit geschaffen. Und in Abständen von zehn Jahren, wenn ein neuer Personalausweis gebraucht wird, kann man sich neu entscheiden.

 

Das Thema Organspende hat aber auch noch einen zweiten Aspekt. Es ist wichtig, dass auch wir in den Krankenhäusern noch stärker als bislang potenzielle Spender identifizieren und ansprechen. Ich bin heilfroh darüber, dass beide Aspekte des Themas im Bundesgesundheitsministerium Beachtung finden. Die Krankenhäuser bei der Suche nach Spendern zu unterstützen. Und die Menschen auf die Wichtigkeit des Themas Organspende hinzuweisen, eine Entscheidung von ihnen zu wollen.“

 

Hintergrund: Seit über 20 Jahren engagiert sich die Klinikum Bayreuth GmbH für die Organspende. Jedes Jahr spenden zwei bis sechs Patienten ihre Organe im Klinikum oder der Klinik Hohe Warte. Die Klinikum Bayreuth GmbH hat für jede Intensivstation einen eigenen Transplantationsbeauftragten benannt und nimmt seit Jahren zuverlässig Kontakt mit den Koordinatoren der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) auf, um mögliche Organspenden zu besprechen. Dafür erhielt das Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe 2017 den Bayerischen Organspendepreis der Deutschen Stiftung Organspende. Auch ein Kriterium dabei: Alle beteiligten Ärzte und Pflegenden im Prozess der Organspenden haben hohe medizinische Kompetenz und großes Einfühlungsvermögen.

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