Palliativ: Warum die Slowakei von Bayreuth lernen will

Was macht eine gut organisierte, patientenorientierte Palliativversorgung aus? Eine Delegation des slowakischen Parlaments besucht derzeit die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung und das Klinikum Bayreuth, um exakt dies zu erfahren. An der Spitze der Expertengruppe aus der Slowakei steht einer, den viel mit der Klinikum Bayreuth GmbH verbindet. 


Es ist gerade einmal acht Jahre her, da war Dr. Peter Stachura noch Facharzt für Anästhesie an der Klinikum Bayreuth GmbH. Dann folgte für ihn eine ziemlich bewegte Zeit. An der Universitätsklinik in Erlangen war er nach Bayreuth tätig, zog dann mit seiner Familie nach Österreich und wurde 2020 als Staatssekretär ins Gesundheitsministerium seines Heimatlandes, der Slowakei, berufen. Was ihn zu dem Wechsel von der Medizin in die Politik bewogen hat? Wie er eine solche Blitzkarriere hinbekommen hat? Für den heute 46-Jährigen ist das gar kein so großer Schritt. Er war und ist ein politischer Mensch und einer, der genau hinschaut. Auf seinen Blog, in dem Stachura die Gesundheitssysteme Deutschlands und der Slowakei analysiert und vergleicht, wurden Gesundheitspolitiker in seiner Heimat aufmerksam. Mit ihnen zusammen arbeitete Stachura am gesundheitspolitischen Teil eines Wahlprogramms. Die Partei gewann die Wahlen – und der Arzt wurde Staatssekretär. 


Elf Monate blieb er dies, sicher eine spannende Zeit. Die schönste Zeit seines Berufslebens, sagt Dr. Peter Stachura, hat er allerdings an ganz anderer Stelle erlebt. Die schönste Zeit, das sei das halbe Jahr gewesen, in dem er für die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung Bayreuth-Kulmbach unterwegs war. Schwer kranke oder sterbende Patientinnen und Patienten in deren persönlichem Umfeld besucht und ihnen geholfen hat. SAPV eben, mit allem, was dazu gehört. „Es war die erfüllendste Aufgabe, die ich jemals hatte“, sagt Stachura. „Ich habe gefühlt, dass ich gebraucht werde.“ Wie gut er all diese Erfahrungen später nutzen können würde, Stachura hätte es sich wohl nicht mal im Traum vorstellen können.


Corona hat ihn in seiner Zeit als Staatssekretär in Beschlag genommen. Und doch blieb noch ein wenig Zeit, um sich um das für ihn so wichtige Thema zu kümmern. Im Jahr 2021 verabschiedete das slowakische Parlament ein Gesetz zur Palliativversorgung, es trägt Züge des deutschen Gesetzes. „Jetzt sind wir in der Umsetzungsphase“, sagt Stachura, der für die Christlich-Demokratische Partei im Parlament arbeitet. Dafür sucht er nach Erfolgsfaktoren, die sich übernehmen lassen. In Bayreuth, das wusste er aus eigener Erfahrung, findet er sie. Es sind: ein motiviertes, eingespieltes, verschworenes Team. Und die Kombination aus Krankenhaus, stationärer und ambulanter Palliativversorgung und Hospiz an einem Ort. 
 

Für ihn ist es wie ein Nach-Hause-Kommen: Dr. Peter Stachura (mitte) und eine Delegation aus der Slowakei informieren sich über Palliativversorgung in Bayreuth.